Brunnen in der Wüste
An den Brunnen der Wüste treffen sich die Hirten beim Tränken ihrer Herden, Kinder holen Wasser für ihre Mütter, und die Frauen waschen ihre Wäsche. Bei allen Arbeiten tauschen die Menschen Neuigkeiten miteinander aus und pflegen soziale Kontakte. Doch viele Brunnen in der Sahara sind unbefestigt. Die meist sehr tiefen Schächte können bei Stürmen oder heftigen Regenfällen versanden oder einstürzen. Dann müssen sie in tagelanger Arbeit wieder gegraben werden. Noch schlimmer ist es, wenn Tiere oder gar Menschen in die Brunnen fallen.
Finanziert aus Spendengeldern von Vereinsmitgliedern und Freunden befestigt Azalay e.V. gefährdete Brunnen, damit sich die Bewohner der Wüste beim Wasserholen sicher fühlen können. Zudem hat der Verein in den vergangenen 20 Jahren seines Bestehens auf Wunsch der Nomadengemeinschaft 14 neue Brunnen gegraben. Die geeigneten Orte haben die Nomaden ausgewählt, da sie das Terrain und seine Beschaffenheit am besten kennen.
Frauen-Kooperativen
Die Gründung von zwei Teppich-Kooperativen hat vielen Frauen die Möglichkeit verschafft, zum Unterhalt ihrer Familien beizutragen. Azalay e.V. und Association Azalay haben passende Räumlichkeiten gesucht, mit Spendengeldern eine Erstausstattung für die Webereien angeschafft und eine Weblehrerin engagiert, die die Frauen im Umgang mit den professionellen Webstühlen geschult hat.
Diese Kooperativen sind ein ideales Beispiel für gelungene Hilfe zur Selbsthilfe. Denn außer dieser Starthilfe haben die Frauen keine weitere Unterstützung benötigt und können seitdem selbstständig und unabhängig arbeiten. Sie entwerfen die Muster, kalkulieren die Preise und verkaufen die Teppiche und weitere Handarbeiten, mit denen sie ihr Sortiment im Laufe der Zeit erweitert haben an Touristen, Händler und an Familien aus der Umgebung.
Die Einnahmen verwalten die Mitglieder der Kooperative gemeinsam und legen einen Teil des Geldes für den Kauf neuer Wolle zurück.
Bildung für alle
Vor den Toren des Ortes Mellal, 10 Kilometer nördlich von Zagora, haben sich rund 30 Nomadenfamilien niedergelassen. Sie hatten wegen der anhaltenden Trockenheit ihre Herden und damit die Grundlage für das Überleben in der Wüste verloren und mussten die Wüste verlassen. Diese Menschen haben niemals eine Schule besucht und können daher weder lesen noch schreiben.
Damit sie sich im Leben außerhalb der Wüste leichter zurechtfinden können, organisiert und finanziert Azalay e.V. Alphabetisierungskurse für sie. Das Angebot richtet sich vor allem an Frauen, denn sie sind in der nomadischen Gesellschaft die Kulturträgerinnen. Lehrerin Fatimah unterrichtet ihre ungewöhnliche Schulklasse meist in zwei Schichten: Morgens lehrt sie die Mädchen Lesen und Schreiben, die für einen Schulbesuch mittlerweile zu alt sind; am Nachmittag treffen sich die erwachsenen Frauen zum Lernen. Mit Erfolg, denn heute können sie zum Beispiel die Preisschilder für die Teppiche ihrer Webkooperative selbst beschriften.
Medizinische Hilfe
Die Menschen, die in der Wüste leben, sind weitgehend von der staatlichen Gesundheitsversorgung abgeschnitten. Doch auch außerhalb der Wüste ist die medizinische Versorgung in den ländlichen Gebieten im Süden Marokkos ausgesprochen lückenhaft. Das Krankenhaus in Zagora ist das einzige der Provinz mit ihren rund 280.000 Einwohnern. Dort finden die Patienten zwar eine kostenlose Basisversorgung, aber sie müssen alles bezahlen, was darüber hinausgeht – vom Verbandsmull über die Kanülen bis hin zu teuren Medikamenten.
Weil sich die meisten Bewohner des Großen Südens das nicht leisten können, organisiert Azalay e.V. in Zusammenarbeit mit deutschen und marokkanischen Ärzten Reihenuntersuchungen, OPs für Patienten mit Grauem Star und Medikamentenspenden für chronisch Kranke, die zum Überleben notwendige Arzneien nicht selbst kaufen können.
Patenschaften für Familien
Das Patenschaftsprogramm von Azalay e.V. unterstützt Familien, die keine Chance auf ein eigenes Einkommen haben, mit einem festen monatlichen Geldbetrag. Zu den Empfängern gehören verwitwete Frauen, die ihre Kinder alleine ernähren müssen; Menschen, die aufgrund einer schweren Krankheit oder einer Behinderung nicht mehr arbeiten können; Nomaden, die aufgrund der Trockenheit oder von Unwettern ihre Tiere und mit ihnen ihre Lebensgrundlage verloren haben.
Neben der finanziellen Zuwendung ist die moralische Unterstützung für die Empfänger ein wichtiger Aspekt: Viele Familien verwenden die monatliche Zahlung dafür, kleine Projekte für ihre Existenzsicherung in Angriff zu nehmen – sei es der Kauf von Waren, mit denen sie einen kleine Handel betreiben, oder die Finanzierung des Schulbesuchs für die Kinder. Bei mehreren Familien konnten wir die Unterstützung nach einigen Jahren einstellen, weil die Kinder nach ihrem Schulabschluss und einer Ausbildung eine Arbeit gefunden haben und ihre Eltern und jüngeren Geschwister ernähren können.
Arbeitsplätze
Gemeinsam mit seinem marokkanischen Schwesterverein Association Azalay Maroc hat Azalay e.V. den Nomaden Starthilfe zur Gründung der Reiseorganisation Renard Bleu Touareg geleistet. Die Agentur organisiert Wüstentouren und betreibt zwei Gästehäuser; eines am Rande der Palmenoase bei Zagora im Draa-Tal, eines am Atlantik in der Nähe von Essaouira.
Renard Bleu Touareg erhielt für seinen sozialverantwortiches Tourismuskonzept 2003 den To-Do!-Preis des Studienkreis Tourismus und Entwicklung e.V. und im Jahr 2018 die Eco Trophea des Deutschen Reiseverbands.
Mit den sozial- und umweltverträglichen Sahara-Trekkings gibt Renard Bleu Touareg den Reisenden einen Einblick in die Lebensweise der Wüstenbewohner. Gleichzeitig erschließen sich mit den Wanderreisen den Nomaden eine Einkommensquelle und die Möglichkeit, ihre traditionelle Lebensweise beizubehalten. Ein Teil der bei den größeren Gruppenreisen erwirtschafteten Überschüsse kommt den Projekten des Azalay e.V. zu Gute.